[Rezensionsexemplar] Sanctuary: Flucht in die Freiheit – Paola Mendoza & Abby Sher
Es ist schon wirklich lange her, dass ich eine dystopische Geschichte gelesen haben. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut als ich gesehen habe, dass der Carlsen-Verlag mit “Sanctuary: Flucht in die Freiheit” von Paola Mendoza & Abby Sher eine dystopisch angehauchte Geschichte veröffentlichen wird. Darin geht es um Vali, die als illegale Immigrantin in Amerika lebt und nur durch einen gefälschten ID-Chip ein relativ normales Leben führen kann. Als jedoch der Präsident die Suche nach Undokumentierten verschärft und der gefälschte Chip ihrer Mutter nicht mehr funktioniert, beginnt für Vali und ihren Bruder ein Wettlauf gegen die Zeit und das System. Ob die Familie es schaffen wird, einen sicheren Zufluchtsort zu erreichen?
- Anzahl der Seiten: 402
- Verlag: Carlsen Verlag, Impress
- Preis: 12,99€, e-book: 4,99€
- ISBN: 978-3-551-30396-7
- Link zum Buch*
Dystopisch fern und doch realistisch nah!
USA, 2032: Alle Bürger*innen werden durch einen ID-Chip überwacht. Es ist beinahe unmöglich, undokumentiert zu leben, doch genau das tut die 16-jährige Vali. Nachdem sie aus Kolumbien geflohen ist, hat sich ihre Familie ein Leben in Vermont aufgebaut. Als jedoch der ID-Chip ihrer Mutter nicht mehr funktioniert und ihre Stadt nach Undokumentierten durchsucht wird, müssen sie fliehen. Das Ziel: Kalifornien, der einzige Bundesstaat, der sich der Kontrolle entzogen hat. Doch als Valis Mutter festgenommen wird, muss Vali allein mit ihrem Bruder weiter, quer durchs gesamte Land, bevor es zu spät ist.
Das Cover als solches hat mich persönlich nicht so sehr angesprochen. Ich mag es nicht so gern, wenn Personen auf dem Cover sind und einen direkt anschauen. Bei dem Mädchen auf dem Bild handelt es sich sicherlich um Vali, die junge Hauptprotagonistin des Buches. Ich mag die Art und Weise des Buches sehr, da es etwas touchy ist. Auch die gedckten Farben gefallen mir wirklich gut.
Die Handlung geht ziemlich dramatisch und auch schockierend los. Wir befinden uns im Jahr 2031. Wir verfolgen mit Vali gemeinsam über eine Newsreportage aus dem Darknet die Geschehnisse an der Great American Wall, einer Hochsicherheitsmauer, die die USA von Südamerika abgrenzt. Ein junges Mädchen nähert sich dem amerikanischen Gebiet, mit fatalen Folgen, wie wir erleben werde. Dies beobachtet Vali mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder übers Darknet, weil die staatlichen Sender gekauft und kontrolliert werden. Man merkt also schon relativ früh, wie gedrückt die Stimmung ist. Gleichzeitig erlässt der Präsident der Vereinigten Staaten schärfere Erlasse, die es ermöglichen sollen, alle Undokumentierten, die angeblich für die katastrophale Lage von Amerika verantwortlich sind, durch Deportationseinheiten aufspüren und zu fangen.
Für Vali, ihren kleinen Bruder Ernie und für ihre Mutter beginnt eine schwierige Zeit, in der es scheinbar nur einen Weg gibt: Flucht! Doch diese ist nicht nur anstregend und furchteinflößend, sondern auch noch lebensgefährlich. Als der Chip ihrer Mutter nicht mehr funktioniert steht Vali vor der Entscheidung ihres Lebens: Was soll sie tun? Rettet sie ihre Mutter oder wagt sie den Versuch und sucht ein neues Leben?
Ich muss ehrlich sagen, dass es mir super schwer fällt, das Buch zu bewerten. Es ist sehr eindringlich geschrieben und fühlt sich so gar nicht nach Fiktion oder Dystopie an, sondern nach einer bitteren Wirklichkeit, wie es in nicht allzuferner Zukunft wirklich sein kann. Dadurch verschwimmen die grenzen zwischen Fiktion und Realität sehr, was es nur umso eindringlicher und bedrückender macht. Nach dem Lesen vergisst man dieses Buch wirklich nicht so bald.
Ich habe mit Vali und Ernie von Anfang an bis zum Schluss mitgefiebert. Die Gesichte zeigt eindrücklich, welche Ängste und Leiden Menschen auf der Flucht ausgesetzt sind. Leid, Tod, aber auch Hoffnung und Glauben spielen in diesem Buch eine zentrale Rolle. Authentisch schildern die beiden Autorinnen die Geschichte des jungen Geschwisterpaares, sodass einem der Atem stockt und man sich fragt: Ist das noch Fiktion oder schon Realität?
Ich persönlich bin nur so durch die Seiten geflogen. Mich hat die Geschichte kaum losgelassen, so sehr hat sie mich in ihren Bann gezogen. Nicht nur aufgrund der aktuellen Thematik, sondern vielmehr auch wegen des beeindruckenden Schreibstils der Autorinnen. Mit einfacher und klarer Sprache malen die Autorinnen eine beängstigende Zukunft/Gegenwart auf, die einem an mehreren Stellen den Atem raubt. Gerade am Anfang ist das Tempo der Geschichte noch eher ruhig, aber umso länger die Flucht dauert, desto düsterer und schneller schreitet die Handlung voran. Die scheinbare Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Situation wird greifbar.
Wie eingangs erwähnt, fällt es mir super schwer, dieses Buch zu bewerten. Ich finde die Thematik unglaublich wichtig und auch beeindruckend geschildert. Vali und ihr Bruder sind interessante Charaktere. Gerade Vali hat mich mehr als einmal beeindruckt. Gleichzeitig habe ich aber auch einige Kritikpunkte, die mich persönlich stören. An manchen Stellen war mir Vali zu naiv für eine Teenagerin bzw. nicht reflektiert genug und Ernie ging mir an manchen Stellen wirklich sehr auf die Nerven. Letzterer ist aber ein Kind und deswegen sollte man wahrscheinlich mehr Nachsicht walten lassen und im Prinzip hat er ja auch nur die STrapazen der Flucht vertreten und visualisiert. Auch der Übergang zwischen manchen Kapiteln war mir zu abrupt, da dort zu viel Zeit plötzlich vergangen war. Das fand ich dann doch irgendwie schade. Da haben mir dann die Zusammenhänge bisschen gefehlt. Der Schluss war dann auch nicht richtig rund und ziemlich offen. Möglicherweise kommt da ja noch etwas?
Für mich war dieses Werk weniger eine Dystopie als eine düstere Zukunftsvorhersage. Mit eindringlichen Worten schaffen die beiden Autorinnen eine Welt, in der ein ID-Chip über dein Schicksal entscheidet. Gruselig und wahrscheinlich realer als man denkt.
Insgesamt ist es ein beeindruckendes und erschütterndes Werk, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Eine Geschichte zwischen Realität und Fiktion, die durch Leid, Angst, Trauer, aber auch Hoffnung und Glauben den/die Leser:inn in ihren Bann zieht. Selten fiel es mir so schwer, ein Buch zu bewerten, wie bei diesem. Ganz rund war es für mich nicht, aber gleichzeitig habe ich selbst wenig Erfahrung mit dem Thema, um die Authentizität belegen zu können. Diese ist wahrscheinlich auch von Person zu Person anders. Für mich hat es sich ziemlich real angefühlt, weswegen es umso erschreckender war. Für mich bleibt dieses Buch noch lange in Erinnerung, ist das Thema auch aktueller denn je.
Eure Michelle
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Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und des Klappentextes.
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