[Rezensionsexemplar] Underworld Chronicles – Verflucht – Jackie May
Im neue Roman der Autorin der Cinder & Ella – Reihe, den sie zusammen mit ihren Mann unter den Namen Jackie May veröffentlichte, dreht sich alles um die Unterwelt und die gruseligen und gefährliche (oder vielleicht doch nicht so gefährlichen?!) Kreaturen, die unerkannt von den Menschen in Detroit ihr Unwesen treiben. Obwohl mir der Klappentext des ersten Teils sehr zugesagt hat und auch das Cover vielversprechend aussah, konnte mich die Geschichte leider in keiner Weise begeistern und ich war sehr enttäuscht vom Auftakt dieser Fantasygeschichte.
- Anzahl der Seiten: 304 Seiten
- Verlag: ONE
- Preis: 17,00€, e-book: 4,99€
- ISBN: 978-3-8466-0124-2
- Link zum Buch*
In Detroit wimmelt es nur so vor gefährlichen Kreaturen – und Nora Jacobs ist eine der wenigen, die davon weiß. Ihr Fähigkeiten konnten sie jedoch bisher vor Schlimmerem bewahren. Bei einem nächtlichen Zwischenfall im düsteren Underworld Club ändert sich das jedoch schlagartig, als der mächtigste Vampir der Stadt auf sie aufmerksam wird und ihre Kräfte für sich nutzen will. Immer mehr Unterweltler verschwinden aus Detroit, und Nora soll helfen, sie wieder aufzuspüren. In Troll Terrance findet sie dabei schnell einen engen Verbündeten. Doch die Zeit wird knapp. Und Nora beginnt sich zu fragen, wie zum Teufel sie lebend aus dieser Situation herauskommen soll …
Vorsicht Spoiler!
Die junge Nora Jacobs lebt in Detroit und versucht dort mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen. Detroit ist fest in den Händen der Unterweltler, die durch ihre Macht die Stadt zu einem gefährlichen Ort für die Menschen machen. Die Vampire, Werwölfe und Trolle versuchen zwar unter sich zu bleiben und unter den Menschen nicht aufzufallen, doch da Nora schon in frühen Jahren eine sehr traumatisierende Begegnung mit einer Gruppe von Vampiren hatte und aufgrund ihrer Gabe, mit der sie bei einer Berührung die Gedanken anderer Wesen lesen kann und Visionen von vergangenen Ereignisse anhand von Gegenständen durchlebt, kennt Nora die Wahrheit und versucht unauffällig als Mensch weiterzuleben. Doch als sie bei einem abendlichen Treffen versuchen muss, sich selbst zu retten und ihren Peiniger und Stalker Xavier in einen Unterweltclub schleift, wird ein sehr mächtiger Vampir auf sie aufmerksam, der sie zu seinem Meister bringt. So wird Nora ungewollt Teil einer Gruppe von Unterweltlern, die versuchen das Verschwinden von immer mehr Unterweltlern aufzuklären.
Zu Beginn der Geschichte war ich sehr positiv gestimmt. Ich fand der Klappentext hatte viel Potential und ich finde die Idee einer Art Unterweltpolizei, die versucht Ordnung und Gesetz in die chaotische Welt der Wesen zu bringen, zwar nicht total neu, jedoch erwartete ich eine interessante Geschichte mit viel Spannung, tollen Charakteren und einer Fantasywelt in unserer. Leider wurde ich schon zu Anfang schwer enttäuscht und auch im Laufe des Romans wurde ich nicht warm mit der Handlung und den Charakteren. Während der Lektüre sind mir die Handlungen, Ansichten und Charakterzüge fast aller Figuren immer wieder negativ aufgefallen und mein kleines Feministenherz hat wirklich geblutet. Für mich war die Protagonistin einfach ein kleines, hilfloses Mädchen, das aufgrund irgendwelcher magischer Fähigkeiten alle Männer (eigentlich alle Menschen) magisch anzieht und zwar nicht auf platonische Art, sondern ausnahmslos auf sexuelle Weise. Sie wurde also in meinen Augen zum reinen Sexobjekt in diesem Buch und bis zum Ende von keiner Figur anders gesehen, auch wenn einige Charaktere versuchten, ihre sexuellen Gefühle in freundschaftliche umzulenken (doch damit sind sie ja nicht weg und ich würde mich immer noch unwohl fühlen in der Gegenwart solcher Personen). Ich will den Autoren nicht unterstellen, dass das die Absicht hinter der Geschichte war, aber für mich kam es leider so rüber und ich habe Nora aus diesem Grund die ganze Zeit nur bemitleidet und konnte nicht wirklich die starke Protagonistin mit den mächtigen Kräften in ihr sehen.
Alle anderen Charaktere (übrigens fast ausschließlich männliche, mit ein oder zwei Ausnahmen) fand ich einfach nur abstoßend. Jede Figur, die Nora im Laufe der Geschichte trifft, will ihr an die Wäsche, egal wie alt, welches Geschlecht oder welche Art von UnterwelterIn. Diese Gedanken und Gefühle tauchen schon in den ersten Sekunden der Begegnung auf und verleiten die Figuren ehrlich gesagt zu abstoßenden und kranken Handlungen und Gedanken. Ihr Nachbar Xavier versucht Nora mithilfe von Kameras in ihrer Dusche oder in ihrem Schlafzimmer zu stalken oder sie mit Drogen und Betäubungsmittel in ihrem Essen gefügig zu machen. Der Meister der Vampire Henry versucht sie, nachdem sie unterworfen wurde und gegen ihren Willen in das Haus des Vampirs gebracht, zu seiner Gefährtin zu machen, da er denkt sie wäre hilflos und nur in seiner Gegenwart sicher und würde sich schon in ihn verlieben, wenn er mit ihr geschlafen und von ihrem Blut getrunken hat. Das Ganze gipfelt darin, dass er sie zu einer Vampirin machen will, da sie versucht sich ihm zu widersetzten. Diese Handlung ruft wiederum die Beschützerinstinkte eines Trolls auf, der sie ab diesem Moment als Teil seines Clans ansieht und sie immer beschützen wird, egal vor wem oder ob sie das überhaupt möchte. Dies sind nur einige Beispiele von unangemessenen oder sogar strafbaren Verhalten, welches die Figuren gegenüber Nora an den Tag legen, sodass Nora das gesamte Buch über eigentlich nur von einer “mächtigen”, “starken”, “beschützenden” männlichen Person zur nächsten gereicht wird, unter den Deckmantel, sie könnte sich nicht selbst schützen und bräuchte deshalb einen der Unterweltler, der sie für immer beschützt. Eine richtige und zeitgemäße Entwicklung wäre meiner Meinung nach nur vorhanden gewesen, wenn die Unterweltler versucht hätten, ihr beizubringen, wie sie sich selbst schützen kann, doch sie lassen sie eigentlich bis zum Ende im Dunkeln, sodass sie natürlich wirklich auf die “starken Männer” angewiesen ist und sonst nur in Gefahr gerät. So stößt mich sowohl das Bild der Frau ab, welches im Roman vermittelt wird, aber auch das Bild der Männer, die nur als übermächtig, stark und beschützend dargestellt werden und dies auch nur, weil sie hoffen, dann die Gunst der Frau gewinnen zu können und Sex als Belohnung bekommen zu können.
Der Schreibstil des Autorenduos, welcher mir in Cinder & Ella echt gut gefallen hat, war hier auch wieder ansatzweise da und man kann das Buch gut und flüssig lesen. Der Handlungsplatz Detroit und die Figuren werden anschaulich beschrieben und man kann sich die Situation ganz gut vorstellen. Hier hätte ich mir jedoch tiefere Einblicke in die Welt der Unterweltler gewünscht, da ich finde das alles in diesem Buch etwas oberflächlich und klischeehaft bleibt. Obwohl Nora die Gedanken der anderen Figuren lesen kann, erfährt man nichts über deren Hintergründe oder Überzeugungen, da alle Begegnungen immer überschattet werden von der sexuellen Anziehung der Figuren zu Nora.
Positiv hervorheben möchte ich das Cover, da es mich doch angesprochen hat und ich es schön gestaltet finde. Vor allem die Farbgebung gefällt mir. Jedoch ruft es bei mir leider andere Erwartungen hervor, die die Geschichte selbst leider nicht erfüllen kann, da ich eine spannende, actiongeladene und mystische Geschichte erwarte, die im Young Adult Bereich spielt und eine starke Protagonistin als Hauptcharakter besitzt. Keines dieser Punkte konnte ich leider in der Handlung wiederfinden und würde dieses Buch aufgrund der vielen Anspielungen auf Sex und der wirkliche kranken Phantasien der männlichen Figuren und der Erlebnisse, die Nora machen musste, keinen Lesern unter 18 empfehlen.
Die Idee des Romans hatte also meiner Meinung nach wirklich Potential und es hätte eine super spannende und lesenswerte Geschichte über die Unterwelt in Detroit und deren vielleicht doch ganz sympathischen Bewohner herauskommen können. Die Idee, dass ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten und einer schweren Vergangenheit den Wesen helfen kann und sie bei der Verbrechensaufklärung unterstützt, finde ich sehr gelungen und interessant.
Abschließend kann ich sagen, dass ich von diesem Buch gute Unterhaltung und eine spannende Geschichte mit Vampiren, Feen und Trollen erwartet habe. Dies haben mir das Cover und der Klappentext versprochen. Bekommen habe ich leider eine Geschichte, die vor Klischees und veralteten Rollenbildern trieft, eine Geschichte, in der nur die negativen Eigenschaften der Figuren hervorstechen und alles positive überschatten und eine Protagonistin, die von einem “starken” Mann zum nächsten gereicht wird, da sie ja ach so schwach ist und ohne männliche Hilfe (bildlich gesprochen) noch nicht mal atmen kann. Das hat mich leider sehr enttäuscht und ehrlich gesagt auch etwas traurig gemacht, da ich dachte, dass der Buchmarkt in diesem Bereich schon fortschrittlicher wäre.
Eure Elisabeth
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Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und des Klappentextes.
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Hallo Elisabeth,
Das Buch lag eigentlich auf meinem SUB, aber so wie du es beschreibst, werde ich es wieder runterschmeißen.
Mich nerven Fantasy-Romane mit dominanten männlichen Figuren mittlerweile extrem. Immer sind die weiblichen Protagonisten stark, bis dann der noch stärkere Mann kommt und plötzlich werden die Damen ein Haufen heulender und schmachtender Waschlappen. Und erlauben dürfen sich die Männer dabei so ziemlich alles, denn sie „beschützen“ ja nur.
Danke für deine Rezension 🙂
Liebe Grüße,
Rebecca
Liebe Rebecca,
ich hatte mich auch wirklich total auf dieses Buch gefreut, da es so spannend klang und nach einer richtig schönen Fantasywelt versteckt in unserer, was ich wirklich gerne mag (als bestes Beispiel bestimmt die Schattenjäger von Cassandra Clare ;)). Leider war es genau so wie du beschrieben hast. Die Protagonistin wird so lange als stark und unabhängig beschrieben, bis (in diesem Fall echt viele) männliche “Helden” vorbeikommen und sie “beschützen” wollen und der Meinung sind, dies auch zu müssen und mit allen Mitteln durchsetzen zu können. Da merkt sie auf einmal, dass sie ja immer alleine war und sooo gerne einen starken Mann an ihrer Seite hätte, da sie ja nur stark war, weil sie keine andere Möglichkeit hatte. Das war wirklich schade und nicht sehr zeitgemäß meiner Meinung nach, weshalb ich auch die eigentliche Handlung nicht mehr als positiv empfunden habe. Wirklich schade.
Liebe Grüße
Elisabeth